Als Orfej im Februar 2013 über einen Umweg in Italien aus Mazedonien nach Österreich kam, stand er vor mehreren Herausforderungen: seit Kindheit schwergradig hörbehindert, der deutschen (Gebärden-)sprache nicht mächtig und in einer schwierigen privaten Situation. Nachdem Orfej mit großem Lernwillen die österreichische Gebärdensprache am Vorarlberger Landeszentrum für Hörgeschädigte (LZH) erlernte und dort von Frau Waltraud Eisele begleitet wurde, nahm man für die Arbeitssuche Kontakt mit dafür auf. Mit einer abgebrochenen Lehre als Koch und einem Schulnachweis in kyrillischer Sprache war die Ausgangssituation für die Arbeitssuche neben seiner Beeinträchtigung denkbar schwierig. Durch mehrere Arbeitserprobungen konnte er sich beruflich orientieren und einen Einblick in die regionale Arbeitskultur bekommen.
Mit der Unterstützung der Arbeitsassistenz bekam Orfej schließlich die Möglichkeit, ein vierwöchiges Praktikum in der Kantine eines großen Vorarlberger Lebensmittelproduzenten zu machen. Dank Offenheit des Unternehmens gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung und ihren Stärken und Fähigkeiten hatte Orfej genügend Zeit, um festzustellen, ob er den Anforderungen der Arbeitsstelle gewachsen ist. Um einen guten Einstieg zu ermöglichen, war die Begleitung durch einen Jobcoach gleich zu Beginn sehr hilfreich.
Durch seine freundliche und offene Art, war Orfej schon nach kurzer Zeit bei Kolleg*innen und der Kundschaft sehr beliebt. Anfangs war es hilfreich für ihn, dass sich die Arbeitsabläufe immer wiederholten und die Arbeitsschritte gleich blieben. Der Jobcoach hat Orfej beim Erlernen dieser Schritte unterstützt und konnte somit den Betrieb entlasten. Die Sensibilisierung des Teams auf eine rücksichtsvolle Kommunikation mit Orfej aufgrund seiner Hörbeeinträchtigung gehörte ebenfalls zu den Aufgaben des Jobcoaches. Der offene Umgang mit dieser Einschränkung hat dabei sehr geholfen.
Mittlerweile hat Orfej bereits weitere Aufgaben übernommen, unterstützt seine Chefin selbständig bei der Imbisszubereitung, im Verkauf, in der Automatenbefüllung, usw. Mit seinem Humor bedient er die Kund*innen der Betriebskantine immer freundlich und an der Kassa hilft er sich mit einem Taschenrechner weiter. Dabei runden die zufriedenen Kunden den angezeigten Betrag gerne noch auf.
Die Zusammenarbeit mit der Primärbetreuung des LZH, Frau Waltraud Eisele, gestaltete sich nach Absprache der jeweiligen Kompetenzen und Aufgaben effizient. Das Wissen und die Tipps um die Besonderheiten im Umgang mit hörbeeinträchtigten Menschen und die Möglichkeit, bereits beim Vorstellungsgespräch und in Folge in der Einlernphase professionelle Dolmetscher/innen beiziehen zu können, haben wesentlich zur Qualität der zahlreichen Zusammenkünfte beigetragen.